Kind aller Länder
Kully ist ein junges Mädchen im belgischen Exil und ein „Kind aller Länder“. Ihr Vater, ein verschwendungssüchtiger Schriftsteller, steckt permanent in Geldnöten und ist entsprechend ständig auf der Jagd nach Bargeld. Da seine Bücher in Deutschland verboten sind, lebt er von Zeitungsartikeln und den Vorschüssen seiner Auslandsverlage. Seine „Geschäfts – Reisen“ führen ihn quer durch Europa, nach Ostende, Warschau und Paris, nach Salzburg und sogar New York. Während der Vater seinen Geschäften nachjagt, bleiben seine Tochter und seine Frau im jeweiligen Hotel, wo die beiden ihrerseits ständig gefordert sind, Rechnungen zu begleichen – und vor allem Ausreden zu erfinden. Am wohlsten fühlt sich Kully in der Eisenbahn auf der Fahrt ins nächste Land, besonders wenn die Familie dabei zusammen ist.
Bereits in Irmgard Keuns bekanntestem Roman „Das kunstseidene Mädchen“ gelingt es ihr, schwere Momente im Leben einer jungen Frau mit leichter schriftstellerischer Hand zu zeichnen. In „Kind aller Länder“ betrachtet die junge Ich-Erzählerin die große – und Mitte der 30er Jahre besonders düstere – Welt aus Kinderaugen. Nicht nur die eigenen Eltern, sondern auch die nicht mehr funktionierende Staatengemeinschaft werden herrlich „naiv durchschaut“. Es entsteht ein humorvoller und niemals larmoyanter Blick auf eine Familie auf der Flucht und die Situation der Emigrant*innen in Europa.
Theater in der Helms Lounge
Vorstellungsausfall:
Die Vorstellung am Freitag, den 02. Dezember 2022, muss leider entfallen.